MixedZone (9)

Die Super League ist tot. Der Fußball hat sie getötet. Schon ist er wieder vorbei, der feuchte Traum der Herren Pérez, Agnelli und Kohorten. Drei Erkenntnisse aus dem Chaos der letzten Tage.

1: Das spektakuläre Scheitern des Projekts zeigt, wie sehr sich die selbsternannten Revolutionäre von der Basis des Vereinsfußballs entfernt haben. Zu glauben, dass eine geschlossene Liga der Superreichen die Anhänger der beteiligten Clubs mit Begeisterung erfüllen würde, grenzt an Dilettantismus. Die Vereinsbosse stellten UEFA, FIFA und die Fußballwelt vor vollendete Tatsachen – weniger als 48 Stunden später stellte sich heraus, dass die Pläne wohl doch nicht so durchdacht waren, wie es zunächst den Anschein hatte. Arroganz und Naivität endeten in einem Debakel, das dem Ruf der zwölf Vereine bleibende Schäden zugefügt hat. Spätestens jetzt ist es kein Geheimnis mehr, dass die Besitzer dieser Clubs nichts mit unserer geliebten Sportart zu tun haben (wollen). Sie hoffen nicht auf Tore und Titel, sondern auf Umsatz und Rendite. Dieser plumpe Vorstoß dürfte auch dem letzten Romantiker vor Augen geführt haben, dass es auf dem höchsten Level des europäischen Fußballs nur ums Geld geht.

2: Der enorme Aufschrei aus Fan- und Fachkreisen und die postwendende Beerdigung der Super-League-Pläne hat die Hoffnung geschürt, dass der Fußball nicht nur eine Gelddruckmaschine ist, sondern noch immer von Leidenschaft und sportlichem Wettkampf lebt. Ich bin fest davon überzeugt, dass Florentino Pérez, Andrea Agnelli und Co. unterschätzt haben, mit welcher Wucht ihnen die Fußballwelt Paroli bieten würde. Leider muss man aber auch davon ausgehen, dass die nächsten Super-League-Pläne wohl nicht lange auf sich warten lassen werden. In dem ganzen Wirrwarr sollte außerdem nicht untergehen, dass die UEFA trotz allem die geplante Champions-League-Reform verabschiedet hat. Ab 2024 wird der Modus der Königsklasse zugunsten der reichen und etablierten Clubs umgestellt – das viel zitierte „Schweizer Modell“ ist zwar keine Super League, geht aber zumindest in eine ähnliche Richtung.

3: Fußballfans aus ganz Europa haben gegen die drohende Super League gekämpft. Seite an Seite mit… UEFA und FIFA? Erst im Nachhinein fällt auf, wie absurd diese Dynamik eigentlich ist. Die mächtigen Verbände sind den zwölf abtrünnigen Clubs mit einer Vehemenz entgegengetreten, die sie in vielen anderen Belangen vermissen lassen. Warum werden solche harten Sanktionen nicht im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung angedroht? Wo bleibt die Empörung, wenn mal wieder ein Korruptionsskandal in den eigenen Reihen ans Licht kommt?

Back to top