MixedZone (4)

1: Der Name Erling Braut Haaland ist dieser Tage in aller Munde. Was der 20-jährige Norweger Woche für Woche auf der nationalen und internationalen Bühne abliefert, ist absolut verrückt. Noch verrückter ist aber, dass der BVB-Brummer nicht die einzige Tormaschine in der Familie ist. Was sich nach einem schlechten Switch-Reloaded-Sketch anhört, ist Realität: Albert Braut Tjaaland geht für die U19 von Molde FK, Haalands Ex-Club, auf Torejagd. In der Jugend des norwegischen Vizemeisters tritt der 17-Jährige das Erbe seines berühmten Cousins an und scheint es sich ebenfalls zur Aufgabe gemacht zu haben, sämtliche Torrekorde zu brechen. 64 Treffer in 37 Partien – davor 40 Buden in 31 Spielen für Byrne FK, wo auch Haaland seine Karriere begonnen hat. Schon in der kommenden Saison, die in Norwegen im April beginnt, könnte Tjaaland bei den Molde-Profis auflaufen. Und wer weiß – vielleicht stürmen Erling Braut Haaland und Albert Braut Tjaaland eines Tages zusammen, in der norwegischen Nationalmannschaft zum Beispiel.

2: Das war’s – Joachim Löw legt nach der EM das Amt des Bundestrainers nieder. Ob diese Entscheidung Sinn ergibt oder ob sie schon früher hätte kommen müssen, vermag ich nicht zu beurteilen – dafür habe ich die Nationalmannschaft in den letzten Jahren nicht ausreichend intensiv verfolgt. Was in meinen Augen aber feststeht: Löw hat sich mit der frühen (und überraschenden) Verkündung seines Rücktritts viele Freiheiten verschafft. Die Europameisterschaft im kommenden Sommer wird zur Abschiedstournee der Ära Löw. Und als solche wird sie zelebriert werden, vergleichsweise unabhängig vom Abschneiden der DFB-Elf. Ob Vorrundenaus (in einer Gruppe mit Frankreich und Portugal nicht ausgeschlossen) oder Finaleinzug – Löw wird in jedem Fall für seine außergewöhnliche Laufbahn als Nationaltrainer gefeiert werden. Die Sorge des Gesichtsverlusts bei einer Rückholaktion der Herren Müller, Hummels und Boateng ist beispielsweise wesentlich kleiner, wenn es nach der EM kein Gesicht mehr gibt, das es zu wahren gilt.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Konstellation die deutsche Mannschaft beflügeln wird. Wenn eine Art „Last-Dance“-Mentalität aufkommt und die starke Gruppe überstanden wird, könnte es weit gehen für Jogis Jungs. Was Löws Nachfolger angeht: Ich bin mit der Arbeit von Kandidaten wie Stefan Kuntz und Marcus Sorg kaum vertraut, ich kann sie also nicht wirklich bewerten. Jürgen Klopp und Julian Nagelsmann scheinen nie in der Verlosung gewesen zu sein. Hansi Flicks Name geistert durch die Medien, der ist aktuell aber noch in einer glücklichen Beziehung mit dem FC Bayern. Ob ich den Gerüchten um Lothar Matthäus Glauben schenken soll, weiß ich noch nicht so genau. Meiner Meinung nach wäre Ralf Rangnick der beste Kandidat, ich bezweifle allerdings, dass sich der DFB jemanden mit seiner Dominanz ins Boot holen wird – außerdem würde ich ihn sehr gerne auf Schalke sehen. Es muss abgewartet werden, welcher Trainer das schwere Erbe des Joachim Löw antritt und in welche Richtung dieser die DFB-Elf dann führen wird. Bis zur EM steigt nun zunächst Jogis Abschiedstour – vielleicht sogar mit einem EM-Titel als großem Finale.

3: Die folgenden Spieler haben in der NBA-Saison 2012/2013 mindestens 20 Punkte pro Partie gemacht: Carmelo Anthony, Kevin Durant, Kobe Bryant, LeBron James, James Harden, Russell Westbrook, Stephen Curry, Dwayne Wade und LaMarcus Aldridge. Das sind neun Akteure. In der laufenden Saison 2020/2021 gibt es aktuell 38 Spieler, die mindestens 20 Zähler pro Spiel auflegen. 38! Seth Partnow, Analytics-Guru bei The Athletic, hat in einem Artikel versucht, diese Diskrepanz zu erklären. Ich möchte euch an dieser Stelle nicht mit ewig langen Paragrafen oder komplizierten Statistiken quälen, also hier die Kurzfassung. Erstens ist die Spielgeschwindigkeit deutlich höher als noch vor acht Jahren. Schnellere Pace bedeutet mehr Würfe und mehr Würfe bedeuten mehr Punkte. Zweitens hat sich die Scoring-Effizienz der gesamten Liga im Schnitt deutlich verbessert. Effective Field Goal Percentage, Freiwurfquote, Dreierquote – in vielen Metriken erleben wir in der laufenden Saison neue Rekorde. Und drittens zeigen Studien, dass immer mehr Teams ihre offensive Strategie auf einen einzelnen Ausnahmekönner zuschneiden. Der Superstar, der die offensiven Zügel seines Teams in der Hand hat – diese Konstellation sieht man in der heutigen NBA häufiger als in vergangenen Epochen. In Sachen Scoring befinden wir uns also in der Blütezeit der NBA – zurücklehnen und genießen, Freunde des gepflegten Korbballsports!

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