1: Statement-Sieg
Der 4:0-Triumph im Estadio Santiago Bernabéu fühlte sich aus Sicht des FC Barcelona sehr einschneidend an. Klar, ein Auswärtssieg im Clásico ist immer besonders, vor allem in dieser Deutlichkeit. Auch spielerisch und taktisch war es eine beeindruckende Leistung. Xavi setzte seine Außenverteidiger – Ronald Araújo und Jordi Alba – eher zurückhaltend ein. So sorgte er einerseits für eine Überzahl im tiefen Spielaufbau, sodass Real phasenweise überhaupt nicht ins Pressing kam. Andererseits brachte dieser Kniff die nötige Absicherung für Frenkie de Jong und Pedri, die so ständig an vorderster Front zu finden waren und – zusammen mit Pierre-Emerick Aubameyang, der sich oft fallen ließ – die mannorientierte Verteidigung der Königlichen komplett aushebelten.
Doch das war es nicht, was den 4:0-Sieg so besonders machte. Vielmehr war es eine Aura der Spielfreude, die Barça ausstrahlte. Xavi hat es innerhalb kürzester Zeit geschafft, den Katalanen endlich wieder eine Identität zu verleihen. Obwohl einige Elemente seiner Spielidee an die Ära unter Pep Guardiola erinnern, versucht Xavi nicht, seinem ehemaligen Lehrmeister eins zu eins nachzueifern. Sein Ansatz ist schneller, vertikaler, zielstrebiger, aufregender.
Dieses 4:0 gegen den Erzrivalen aus Madrid ist Balsam für die gebeutelte katalanische Fan-Seele. Bereits Anfang des Monats hatte ich mich mit Barça beschäftigt und festgestellt, dass man unter Xavi auf einem guten Weg ist. Dieser berauschende Clásico-Sieg ist ein weiterer großer Schritt zurück zu der Leichtigkeit vergangener Tage – und weg von der toxischen Beziehung zu einem gewissen argentinischen Superstar. Auf die Trennung von Lionel Messi folgten Monate des Selbstmitleids und der Ratlosigkeit. Irgendwie stelle ich mir Präsident Joan Laporta weinend auf dem Sofa vor, Taschentücher und Ben & Jerry’s stets griffbereit. Doch inzwischen ist der Club bereit, nach vorne zu schauen. Ein spannender junger Mannschaftskern, eine Identifikationsfigur an der Seitenlinie und gute Leistungen, die Lust auf mehr machen. Ich habe so ein Gefühl, dass uns dieses Barça-Team in nächster Zeit noch richtig viel Spaß bereiten könnte.
2: Unglück im Glück
Natürlich haben die Bayern im Viertelfinale der Champions League den FC Villareal zugelost bekommen. Was auch sonst? Der deutsche Rekordmeister und das Losglück, eine niemals endende Liebesgeschichte. Die Spanier als Freilos zu bezeichnen, ginge zwar zu weit, doch alles andere als ein komfortables Weiterkommen der Münchner wäre eine große Überraschung. Selbstverständlich wurden in den Stunden nach der Auslosung an der Säbener Straße alle möglichen Floskeln aus der Schublade „Wir dürfen unseren Gegner nicht unterschätzen!“ ausgekramt, von den tatsächlichen Kräfteverhältnissen lenken diese aber nur bedingt ab.
Ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass Julian Nagelsmann und sein Trainerteam schon die ein oder andere Stunde für die Vorbereitung auf den FC Liverpool als Halbfinalgegner investieren können. Denn auch die Reds hatten bei der Auslosung am Freitag das Glück auf ihrer Seite und gehen als haushoher Favorit in ihre beiden Spiele gegen Benfica Lissabon. In meinen Augen ist dieses potenzielle Halbfinale eine Angelegenheit, auf die sich der FC Bayern wiederum überhaupt nicht freuen kann.
Ich werde mich im Rahmen eines Powerrankings unmittelbar vor dem Viertelfinale noch genauer mit den verbleibenden acht Mannschaften und ihren Chancen auf den Henkelpott beschäftigen. (Stay tuned!) Stand jetzt halte ich Liverpool aber für die beste Mannschaft des Wettbewerbs. Mit Ausnahme des Achtelfinal-Rückspiels gegen Inter Mailand steigt die Formkurve der Reds in den letzten Wochen linear an (nehmt das, Mathelehrer!). Die Truppe von Jürgen Klopp würde mir als Gegner aktuell mehr Angst einflößen als jedes der anderen Teams – inklusive Manchester City.
Auf der anderen Seite erwarte ich allerdings auch, dass sich die Münchner in nächster Zeit wieder stabilisieren werden. Manuel Neuer hat kürzlich wieder den Platz zwischen den Pfosten und die Kapitänsbinde übernommen, Alphonso Davies und Leon Goretzka stehen wohl auch kurz vor ihren Comebacks, Robert Lewandowski ballert wie eh und je. Liverpool in einem möglichen Aufeinandertreffen als klaren Favoriten zu bezeichnen, wäre also nicht angebracht. Wir werden sehen… Ich bin jedenfalls schon jetzt extrem gespannt auf diesen Schwergewichtskampf.
3: Ach, die Kings…
Die Sacramento Kings haben sich mal wieder ins eigene Bein geschossen. Ist jemand überrascht? Nein? Dachte ich mir. Seit der Verpflichtung von Pacers-Big-Man Domantas Sabonis via Trade haben die Kings eine Bilanz von 5-13 und das ligaweit sechstschlechteste Net Rating (-6.1) vorzuweisen. Zur Erinnerung: Die Idee hinter dem Trade mit Indiana war es, den Kader mit einem zweifachen All-Star zu stärken und so einen Großangriff auf die Playoff-Plätze zu starten. Das hat gelinde gesagt nicht ganz nach Plan funktioniert. Sacramento findet sich aktuell im Westen auf Rang 13 (25-48) wieder – hinter den Portland Trail Blazers, die seit mehreren Wochen versuchen, so viele Spiele wie möglich zu verlieren. Doch das ist aus Sicht der Kings noch nicht einmal das Schlimmste…
Denn in jenem Trade mit den Pacers gab man Tyrese Haliburton ab! Nachdem die Woj-Bomb geplatzt war, brauchte ich ungefähr 17 Sekunden, um mir meine Meinung über den Deal zu bilden: Was zur Hölle machen die Kings da!? Haliburton war schon bei Sacramento einer der vielversprechendsten jungen Guards der NBA, doch im Trikot der Pacers hat der 22-Jährige noch einen Zahn zugelegt. In 16 Spielen für Indiana legt Haliburton im Schnitt 17.4 Punkte und 9.1 Assists. Über die gesamte Saison hinweg können mit diesen Werten drei Spieler mithalten: Trae Young, James Harden und Dejounte Murray. Zieht man Haliburtons überragende Dreier- (41.2%) oder True-Shooting-Quote (62.5%) hinzu, steht er mit seinen Stats mutterseelenallein da.
Natürlich sind 16 Spiele eine zu kleine Stichprobe, um Haliburton als den nächsten großen Superstar zu bezeichnen. Aber paart man seinen herausragenden offensiven Output der letzten Wochen mit seinen körperlichen Voraussetzungen (6“5 mit langen Armen) und seiner ebenfalls starken Defense, fällt es nicht schwer, in Haliburton einen zukünftigen All-Star zu sehen. (Wenn ihr in den Tyrese-Haliburton-Fanclub eintreten wollt, schaut euch das Video an, dass Kollege Julius Schubert neulich zu ihm gemacht hat.) Wenn sich die Kings nicht schon jetzt enorm über den Trade ärgern (das sollten sie!), dann werden sie das spätestens in ein paar Jahren.