1: Bevor ich gleich zu meiner eigentlichen These komme, muss ich eins klarstellen: Ich habe mir schon vor Monaten mein Ticket für den Jamal-Musiala-Hype-Train gesichert. Der inzwischen 18-Jährige gehört zweifelsohne zu den größten Talenten im europäischen Fußball. Seine Entscheidung, für die deutsche Nationalmannschaft auflaufen zu wollen, ist ein großer Gewinn für den DFB und die schwarz-rot-goldene Fußball-Nation. Als ich aber las, dass Joachim Löw den jungen Edeltechniker schon für die nächsten Länderspiele im März nominieren wolle und er sogar schon mit einer EM-Teilnahme rechnen könne, wurde ich dann doch stutzig. Die Frage muss erlaubt sein: Ist Jamal Musiala tatsächlich schon ein Kandidat für die Nationalmannschaft? Sollte Musiala Ende März gegen Island, Rumänien oder Nordmazedonien auf dem Feld stehen, würde er Mario Götze als jüngsten Debütanten der Ära Löw ablösen. Sicherlich lässt sich argumentieren, dass er sich diese Chance mit seinen starken Leistungen verdient hat. Aber ihn jetzt schon als Kandidat für die Europameisterschaft zu bezeichnen, halte ich für verfrüht. Goretzka, Kimmich und Kroos sollten im Mittelfeld gesetzt sein, Gündogan in seiner aktuellen Verfassung ebenso. Auf den Flügeln führt an Sané und Gnabry kein Weg vorbei. Was qualifiziert Musiala für einen der (wenigen) verbleibenden Mittelfeld-Plätze im Kader? Ist er ein besserer Kandidat als Havertz, Neuhaus, Brandt, Amiri, Dahoud, Hofmann oder Stindl? Vielleicht spielt sich sogar Marco Reus wieder in Löws Fokus. Und einen gewissen Thomas Müller gibt es ja auch noch…
2: Selbst wenn Jamal Musiala nicht schon bei der diesjährigen EM zum Zug kommt, könnte er langfristig eine feste Größe im DFB-Mittelfeld werden. Generell scheinen sich Fans der deutschen Nationalmannschaft auf eine rosige Zukunft freuen zu können. Zahlreiche Akteure, die schon jetzt regelmäßig zum Stammpersonal gehören, werden noch einige Jahre auf höchstem Niveau spielen können. Kimmich und Goretzka sind 26 Jahre alt, Sané, Gnabry und Süle 25, Werner ist 24. Kai Havertz ist zwar erst 21, ich würde aber auch ihn schon zur Riege der etablierten Stars zählen. Zu dieser Achse werden sich in den nächsten Jahren voraussichtlich noch einige Supertalente gesellen: Mit dem bereits angesprochene Musiala (18), Florian Wirtz (17) und Yousoufa Moukoko (16) gibt es gleich drei deutsche Teenager, deren Marktwert schon jetzt mehr als 10 Millionen Euro beträgt. Auch andere Talente, die noch nicht so sehr im Rampenlicht stehen, stehen in den Startlöchern – zum Beispiel Luca Netz (17, Hertha BSC) und Karim Adeyemi (19, RB Salzburg). Die Zukunft der DFB-Elf ist in guten Händen.
3: Manchester City ist auf Rekordjagd. Das 2:1 gegen West Ham United gestern Abend war der 20. Pflichtspielsieg in Folge. Das Team von Pep Guardiola spielt seit Wochen jeden Gegner in Grund und Boden – das Ende ist im Moment nicht in Sicht. Die nächsten Gegner heißen Wolverhampton, Manchester United, Southampton und Fulham. Sollten die Citizens auch diese vier Partien gewinnen, würden sie einen neuen Rekord in Europas Top-5-Ligen. 24 wettbewerbsübergreifende Siege in Serie hat noch kein Team aus England, Deutschland, Italien Spanien oder Frankreich geschafft. Aktueller Rekordhalter ist (natürlich) der FC Bayern mit der 23-Siege-Serie unter Hansi Flick. Pep und seine Jungs sind auf dem besten Weg, die Münchner Bestmarke zu knacken. Und wer weiß? Vielleicht machen sie danach einfach weiter. Außerhalb der Top-5-Ligen gäbe es noch zwei weitere Clubs einzuholen: Ajax Amsterdam gewann 1971/72 ganze 26 Spiele in Folge und der 13-fache walisische Meister New Saints FC ging 2016/2017 sogar 27-mal hintereinander als Sieger vom Platz.