1: Kann mir jemand erklären, warum Ole Gunnar Solskjær noch immer auf der Trainerbank von Manchester United sitzt? Spätestens nach der 0:5-Blamage gegen den FC Liverpool sollte eigentlich auch dem letzten Mitglied der Glazer-Familie klargeworden sein, dass der Norweger maßlos überfordert ist. Klare Strukturen, eine erkennbare Handschrift des Trainers, eine Philosophie – all das ließen die Red Devils in den letzten Wochen einmal mehr vermissen. Die individuelle Qualität der Stars reicht in vielen Begegnungen aus, um Punkte zu holen, aber ManU ist weit davon entfernt, ein Anwärter auf den Premier- oder Champions-League-Titel zu sein.
Wie konnte es dazu kommen? Ist nicht schon seit Monaten ersichtlich, dass es diese Mannschaft unter Solskjær nicht weit bringen wird? Im Sommer wurde kräftig in neue Stars investiert – allen voran Königstransfer Jadon Sancho, der sich im Old Trafford noch überhaupt nicht zurechtfindet, und Großmeister Cristiano Ronaldo. Nach 13 Pflichtspielen lässt sich konstatieren: Uniteds Pressing ist eine Katastrophe, ein offensiver Plan ist nur bedingt erkennbar und das Potenzial des ohnehin ungünstig zusammengestellten Kaders wird nicht einmal annähernd ausgeschöpft.
Wenn man sich Solskjærs Werdegang vor Augen führt, erscheint es ziemlich absurd, dass dieser Mann seit inzwischen fast drei Jahren Cheftrainer eines der größten Clubs der Welt ist. Cardiff City, Molde FK, Manchester United – das ist die Liste der professionellen Teams, die von dem Norweger betreut wurden. Als Nachfolger des in Ungnade gefallenen José Mourinho wurde Solskjær zum Retter auserkoren – und der Erfolg gab ihm Recht. Selbst in der vergangenen Saison, als eigentlich schon ersichtlich war, dass man mit „Ole at the Wheel“ keine zukunftsfähige Philosophie etablieren würde, reichte es für einen starken zweiten Platz hinter Stadtrivale Manchester City. Doch dafür brauchte es eine Liverpooler Seuchensaison und einen FC Chelsea, der sich bereits unter Frank Lampard aus dem Titelrennen verabschiedet hatte. Inzwischen sind diese drei Kontrahenten die drei vielleicht besten Mannschaften Europas und spielen in einer anderen Liga. Es ist kein Zufall, dass jeder dieser Clubs von einem der besten Trainer der Welt angeführt wird.
Uniteds Probleme gehen weit über die Unfähigkeit von Ole Gunnar Solskjær hinaus. Die Glazers sind nicht gerade das Vorzeigebeispiel dafür, wie man einen Fußballverein führt. Der Kader ist in der Offensive zu tief und im zentralen Mittelfeld zu dünn besetzt. Alternde Superstars und aufstrebende Youngster müssen um Minuten kämpfen – eine funktionierende Balance sucht man vergebens. Man bezahlt Unsummen an Gehältern und hat entsprechend hohe Erwartungen, die aktuell aber fernab der Realität liegen. Viele dieser Punkte sind nicht Oles Schuld. Dennoch ist sein Versagen der Katalysator, durch den all die anderen Probleme noch verschärft werden. Warum versauern hoch veranlagte Spieler wie Jadon Sancho und Donny van de Beek auf der Bank? Warum besteht die Doppelsechs Woche für Woche aus Scott McTominay und Fred? Warum wirkt die Mannschaft auf dem Rasen so oft plan- und hilflos? Ist es auf diesem Niveau wirklich zu viel verlangt, ein festes Pressingsystem zu installieren? Muss der anscheinend auf Abwehr allergische Cristiano Ronaldo (er verleiht dem Term „pressingresistent“ eine komplett neue Bedeutung) wirklich jedes Spiel machen?
Manchester United hat eine enorme Qualität im Kader, aber Ole Gunnar Solskjær ist nicht der richtige Mann, um aus diesem Spielermaterial eine Weltklasse-Mannschaft zu formen. Wie extrem der Effekt eines guten – oder eben schlechten – Trainers sein kann, haben wir erst letztes Jahr an der Stamford Bridge erlebt. Der FC Chelsea steckte unter Frank Lampard im Niemandsland der Premier League fest – und wurde unter Thomas Tuchel innerhalb weniger Monate zum Champions-League-Sieger. Einen solchen Push brauchen die Red Devils auch, Ole wird dieses Team nicht ins gelobte Land führen. Die Alternativen liegen auf der Hand: Antonio Conte ist aktuell arbeitslos, Erik ten Hag und Graham Potter wären interessante Kandidaten im kommenden Sommer. Auch der Kader hat noch Lücken und Schwachstellen, aber alles steht und fällt mit dem Coach. ManU braucht einen Tapetenwechsel auf der Trainerbank.
2: Von einem kriselnden Team mit hohen Ansprüchen zum nächsten: Die Kansas City Chiefs erleben bislang eine gebrauchte Saison. Der Super-Bowl-Sieger von 2019 und Vorjahresfinalist strauchelt durch die ersten Wochen des NFL-Spielplans und hat vier seiner ersten sieben Partien verloren. Patrick Mahomes kann einem zum Teil wirklich leidtun, wenn er versucht, das ansonsten mittelmäßige Team auf seine magischen Schultern zu packen. Vor allem die Defense und die Offensive Line offenbarten in den bisherigen Spielen teils eklatante Schwächen. Die Probleme fanden in der 3:27-Abreibung gegen die Tennessee Titans ihren Höhepunkt und dürften Headcoach Andy Reid bereits die ein oder andere schlaflose Nacht beschert haben. In den nächsten Wochen wird sich entscheiden, ob Mahomes und Co. das Ruder noch herumreißen können. Nach einem Must-Win-Game gegen die Giants (2-5) trifft Kansas City nacheinander auf die Raiders (5-2), Packers (7-1) und Cowboys (5-1). Könnten die Chiefs tatsächlich die Playoffs verpassen? Wenn sie sich nicht steigern, könnte dieses Schreckensszenario durchaus eintreten. Von einer neuerlichen Super-Bowl-Teilnahme sind sie jedenfalls aktuell weit entfernt.
3: Die Ball-Brothers erobern die NBA! Ich weiß, man sollte sich mit steilen Thesen zu Beginn einer neuen Saison eher zurückhalten. Aber was die Charlotte Hornets und Chicago Bulls bislang in dieser Spielzeit zeigen, macht einfach Spaß. Allen voran die Sprösslinge von LaVar Ball, die als Point Guards der beiden Teams einen maßgeblichen Anteil an dem Hype haben. Die Hornets waren schon vergangene Saison ein League-Pass-Liebling vieler Fans und scheinen ihren euphorischen Spielstil in diesem Jahr mit einer gehörigen Portion Siegermentalität zu paaren. LaMelo Ball ist der Dreh- und Angelpunkt einer explosiven Offense und wird diese Liga über Jahre hinweg als Star prägen. Sein großer Bruder Lonzo hat in Chicago endlich eine Situation vorgefunden, die seine Stärken maximiert. Als Bindeglied einer potenten Offense und kongenialer Backcourt-Partner von Zach LaVine scheint sich der 24-Jährige pudelwohl zu fühlen.
Charlotte (4-2) und Chicago (4-1) sind bislang nicht nur schön anzuschauen, sondern auch sehr erfolgreich. Ob sie am Ende der Saison tatsächlich in den Top-5 des Ostens mitmischen können, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall haben beide gute Chancen, die Playoffs zu erreichen. Aber egal, wie weit es am Ende gehen kann: Von beiden Teams werde ich mir in dieser Saison noch einige Spiele anschauen. Sorry, LaVar! Du hattest Recht, deine Söhne sind tatsächlich verdammt gute NBA-Spieler. Naja, zwei Drittel deiner Söhne zumindest…