MixedZone (11)

1: Was ist Leicester City bitte für eine geile Mannschaft!? Auch wenn ich dem FC Chelsea den ersten Titel unter Thomas Tuchel gegönnt hätte, musste ich mich einfach für und mit den Foxes freuen. Youri Tielemans, in meinen Augen einer der spannendsten jungen Spieler Europas, erzielte mit einem traumhaften Weitschuss das Tor des Tages und bescherte seinem Club den ersten FA-Cup-Triumph der 137-jährigen Vereinsgeschichte. Die Erfolgsstory, die mit der sensationellen Meisterschaft 2016 begann, ist nun also um ein weiteres Kapitel reicher. Leicester City ist der englische David, umzingelt von finanzstarken Goliaths. Der aktuelle Kader der Foxes ist insgesamt 475,9 Millionen Euro wert – weniger als die Hälfte des Marktwerts der Kader von Manchester City und dem FC Liverpool. Im europäischen Ranking bedeutet das Rang 18, deutlich hinter City (1.), Liverpool (2.), Chelsea (6.), Manchester United (9.), Tottenham (10.) und sogar Arsenal (15.). Dennoch war die Meisterschaft unter Claudio Ranieri kein One-Hit-Wonder. Leicester hat sich in der Spitzengruppe der Premier League etabliert (aktuell Dritter), obwohl immer wieder tragende Säulen den Club verlassen. Auch wenn nach 2016, als unter anderem Riyad Mahrez und N’Golo Kanté zur Konkurrenz wechselten, ein weiterer großer Aderlass verhindert werden konnte, hat Leicester bei Weitem nicht die finanziellen Möglichkeiten der englischen Schwergewichte. Auch im kommenden Sommer werden mutmaßlich einige Spieler weiterziehen. Tielemans, James Maddison, Wilfred Ndidi – nicht nur diese drei werden auf dem Transfermarkt begehrt sein.

Doch Leicester weiß mit solchen Abgängen umzugehen. Es werden neue, unbekanntere Spieler kommen, aus denen Brendan Rodgers eine neue, unbekanntere Einheit formen kann. Club-Ikonen wie Jamie Vardy und Kaspar Schmeichel werden (hoffentlich) bleiben und in der kommenden Saison einen erneuten Angriff auf die selbst ernannten Super-League-Clubs starten. Das Pokalfinale am Samstag war einmal mehr ein Beweis dafür, dass es im Fußball nicht nur um Geld geht. Es hätte keinen passenderen Anlass für die Rückkehr von mehr als 20.000 Fans geben können. Selbst vor dem Fernseher war es eine Freude, jubelnde und weinende Massen im altehrwürdigen Wembley zu sehen. Dazu die unbändige Freude der Leicester-Spieler, mittendrin Präsident Aiyawatt Srivaddhanaprabha, der seinen bei einem Hubschrauber-Unglück verstorbenen Vater erst vor knapp zwei Jahren beerbt hat. Es waren wunderschöne Bilder, die in einem starken Kontrast zu den Entwicklungen des modernen Fußballs stehen. Vielleicht waren sie genau deshalb so schön.

2: Bevor ich zu drei NBA-Legenden komme, möchte ich an dieser Stelle einen Spieler vorstellen, der zu einer Fußball-Legende werden könnte. Die Rede ist vom französischen Supertalent Eduardo Camavinga, den ich als einen der vielversprechendsten Spieler der Welt sehe. Zunächst die Eckdaten: Camavinga ist 18 Jahre jung, spielt für Stade Rennes in der Ligue 1 und hat bereits im September letzten Jahres sein Debüt für die französische A-Nationalmannschaft gegeben. Der dynamische Linksfuß ist im zentralen Mittelfeld zuhause und war dort trotz seines jungen Alters in dieser Saison eine prägende Figur bei Rennes – sowohl in der Liga als auch in der Champions-League-Gruppenphase. Was den 18-Jährigen so besonders macht, zeigt ein Blick auf seine Statistiken. In Sachen Passquote, Pressures (Situationen, in denen man den ballführenden Gegenspieler unter Druck setzt) und Progressive Carries (Vorstöße in der gegnerischen Hälfte mit dem Ball am Fuß) bewegt er sich auf seiner Position im 86. bzw. 88. Perzentil – das heißt, dass nur 14 bzw. zwölf Prozent aller Mittelfeldspieler in den Top-5-Ligen in diesen Metriken bessere Werte aufweisen. Bei den erfolgreichen Dribblings und den Tacklings pro 90 Minuten befindet er sich sogar im 95. und 96. Perzentil – also sind nur fünf bzw. vier Prozent aller Mittelfeldspieler besser. Dass Camavinga in seinem Alter sowohl offensiv als auch defensiv solche Ansätze zeigt, ist beeindruckend. Nicht nur viele seiner Statistiken sind überragend, es macht auch einfach Spaß, ihm auf dem Platz zuzusehen. Seine Dynamik, Ballbehandlung, Spielintelligenz, die Leichtigkeit, mit der er sich über den Rasen bewegt – Camavinga ist schon jetzt einer meiner Lieblingsspieler.

Der Vertrag des jungen Franzosen läuft im Sommer 2022 aus. Da Stade Rennes auf die üppigen Einnahmen, die ein Verkauf des Supertalents bedeuten würde, nicht verzichten wird, ist ein Wechsel zur kommenden Saison sehr wahrscheinlich. Egal wo Camavinga nächste Saison spielt – ich hoffe sehr, dass er die Chance bekommen wird, dem Spiel seines neuen Teams seinen Stempel aufzudrücken. Das Zeug dazu hat er allemal!

3: Zum Abschluss der heutigen MixedZone möchte ich ein simples Shoutout loswerden. Tim Duncan, Kevin Garnett und Kobe Bryant sind heute Nacht in die Naismith Memorial Hall of Fame aufgenommen worden. Leider konnten nur zwei dieser drei Legenden persönlich beglückwünscht werden und ihre traditionelle Dankesrede halten. Duncan, KG und Kobe sind drei der besten (maximal) 25 Basketballer aller Zeiten und haben die Liga über Jahrzehnte geprägt – jeder auf seine eigene Art und Weise. Als ich angefangen habe, mich ausgiebig mit der NBA zu beschäftigen, war die Prime dieser Legenden leider schon längst vorbei. Doch selbst ich spüre noch heute ihren Einfluss und weiß, was die Liga und der Sport ihnen zu verdanken haben. Eine besseren und verdienteren Hall-of-Fame-Jahrgang wird es vielleicht nie wieder geben.

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