Meine All-NBA-Teams

In der NBA beginnt am Samstagabend die heiße Phase der Saison. Die Regular Season ist Geschichte, das Play-In-Turnier war ein neues, aufregendes Erlebnis. Vor dem Start der Playoffs habe ich mir die vielleicht schwierigste Aufgabe eines NBA-Fans auferlegt: meine All-NBA-Teams festzulegen. Einige Tage voller Kopfzerbrechen und unzählige unmögliche Entscheidungen später bin ich so weit. Here we go…

First Team: Stephen Curry (G), Luka Dončić (G), Giannis Antetokounmpo (F), Kawhi Leonard (F), Nikola Jokić (C)

Drei Entscheidungen für das First Team sind mir vergleichsweise leichtgefallen. Curry, Giannis und Jokić durften unter meinen ersten fünf Spielern auf keinen Fall fehlen. Der Joker ist der haushohe Favorit auf den MVP-Award, spielt eine unfassbare Saison und führt die Liga in so ziemlich jeder Advanced-Stats-Metrik an. Das Statement, Nikola Jokić spielt die beste offensive Saison aller Zeiten, ist alles andere als verrückt. Der Serbe ist der mit Abstand beste Passgeber der Liga, ein unaufhaltsamer Scorer im Post, ein starker Rebounder und ein Scharfschütze auf der Center-Position (fast 39% von Downtown). 26.4 Punkte, 10.8 Rebounds, 8.3 Assists, eine True-Shooting-Quote von 64.7% – bei diesen Zahlen gehen einem die Superlative aus. Obwohl sein Co-Star Jamal Murray verletzt fehlt, macht Jokić die Denver Nuggets quasi im Alleingang zu einem Top-Team, das sich in der ersten Playoff-Runde ein spannendes Duell mit den Trail Blazers liefern wird.

Eine ähnlich absurde Saison spielt Chef Curry, der ein mittelmäßiges Warriors-Team auf seine schmalen Schultern gepackt und fast in die Playoffs geführt hat. Curry legte in 34.2 Minuten pro Partie 32.0 Punkte, 5.8 Assists und 5.5 Rebounds auf und traf 5.3 seiner 12.7 Dreier (42.1%). Zum Vergleich: In der Saison 2015/16, als Curry einstimmig zum MVP gewählt wurde, waren es 30.1 Punkte, 6.7 Assists, 5.4 Rebounds und 45.4% Dreierquote. Damals hatte Curry seinen Splash-Brother Klay Thompson neben sich und Draymond Green machte 14.0 statt heutzutage nur noch 7.0 Punkte pro Spiel. Dass der 33-Jährige eine solche Saison spielt, obwohl sich Defenses komplett auf ihn fokussieren können, ist einfach verrückt.

Der dritte „Safe-Spot“ in meinem First Team gehört Giannis Antetokounmpo. Der 26-Jährige ist als Back-to-Back-MVP in diese Saison gegangen – und legt im Vergleich zu den letzten beiden Spielzeiten im Prinzip die gleichen Zahlen auf. 28.1 Punkte, 11.0 Rebounds, 5.9 Assists, jeweils 1.2 Steals und Blocks. Der Greek Freak macht seinem Spitznamen auch in dieser Saison wieder alle Ehre. Sein Box-Plus/Minus-Wert (8.8) wird nur von Jokić überboten, sein Player Efficiency Rating (29.2) toppen nur der designierte MVP und Joel Embiid. Giannis war zu keinem Zeitpunkt der Saison ein ernsthafter Kandidat auf seine dritte MVP-Trophäe in Folge – das liegt aber vor allem daran, dass die Milwaukee Bucks in den letzten Jahren in den Playoffs zuverlässig enttäuschten. Nichtsdestotrotz ist Antetokounmpo einer der besten Spieler der NBA und in meinem First Team zementiert.

Die beiden verbleibenden Plätze zu besetzen, war schon kniffliger. Eins muss ich an dieser Stelle klarstellen: Dass Joel Embiid laut NBA-Richtlinien auch als Forward gelistet werden kann, ist meiner Meinung nach lächerlich. Gleiches gilt für Jokić. So gerne ich die beiden Big Men zusammen ins First Team gepackt hätte, war das für mich keine Option. Um den zweiten Forward-Spot stritten sich deshalb Kawhi Leonard, Jimmy Butler und Julius Randle. In einem sehr engen Rennen habe ich mich für den Finals-MVP von 2019 entschieden. Leonard fliegt gefühlt in dieser Saison ein wenig unter dem Radar, vielleicht weil er mal wieder nur 52 von 72 Spielen absolviert hat. Schaut man sich seine Leistungen aber genauer an, stellt man fest, dass der 29-jährige Superstar die vielleicht beste Saison seiner Karriere spielt. Die Los Angeles Clippers stellen mit einem Offensivrating von 118.39 knapp hinter den Nets und Jazz die drittbeste Offense der Liga – und daran hat Leonard einen riesigen Anteil. Mit ihm auf dem Parkett beträgt das Offensivrating der Clippers 123.2, wenn er auf der Bank sitzt, sind es nur 112.9 – Mittelmaß.

Mein All NBA First Team wird komplettiert von Luka Magic. Auch hier gab es noch einen anderen Kandidaten, der nur sehr knapp ins Second Team verwiesen wird: Damian Lillard. Auch diese Entscheidung fiel mir schwer, auch hier ist es hauptsächlich persönliche Präferenz, die den Ausschlag gibt. Dass Luka einer meiner Lieblingsspieler ist, sollte für fleißige Leser dieses Blogs keine Überraschung mehr sein. Der 22-jährige Slowene macht in dieser Saison genauso historisch weiter, wie er das in seinen ersten beiden NBA-Jahren getan hat. Er gehört zu den besten Scorern (27.7 Punkte, Rang 6) und Vorlagengebern (8.6 Assists, Rang 5) der Liga und ist das Gesicht der Dallas Mavericks. Auch mit dieser Platzierung hätte ich mogeln können und Luka als Forward listen, um Dame D.O.L.L.A. mit ins First Team packen zu können. Aber Dončić ist in meinen Augen einfach ein Point Guard, deswegen habe ich mich dagegen entschieden. Sorry, Dame!

Second Team: Damian Lillard (G), Chris Paul (G), Jimmy Butler (F), Julius Randle (F), Joel Embiid (C)

Der Case für Lillard, Butler und Randle ist schnell gemacht. Wie gesagt, die drei hatten gute Chancen, sogar in meinem First Team zu landen. Lillard hat in dieser Saison nicht nur die einmal mehr von Verletzungen gebeutelten Portland Trail Blazers auf seine Schultern gepackt, sondern auch die berüchtigte „Dame Time“ auf ein neues Level gehoben. Crunchtime, ein enges Spiel, Damian Lillard hat den Ball, seine Teamkollegen gehen aus dem Weg und geben ihm die Isolation. Mal ehrlich: Inzwischen rechnet man doch schon fest damit, dass der Ball in einer solchen Situation durch die Reusen des Korbs fliegt. Mit 28.8 Punkten und 7.5 Assists pro Spiel ist Lillard die Lebensversicherung der Blazers und gehört zweifelsohne zu den besten drei Guards der abgelaufenen Regular Season – in meinen Augen hat er aber (knapp) das Nachsehen gegen Steph und Luka, deswegen landet er „nur“ in meinem Second Team. Jimmy Butler verpasste zu Beginn der Saison einige Spiele, doch seit er regelmäßig auf dem Parkett steht, ist er einer der besten Spieler der Liga. Abgesehen davon, dass Jimmys nackte Zahlen (21.5 Punkte, 6.9 Rebounds, 7.1 Assists) schon stark sind, kann man seine Rolle als Anführer des Vorjahres-Finalisten nicht hoch genug einschätzen. Die Miami Heat hatten in den Spielen mit Butler eine Bilanz von 33-19 vorzuweisen, ohne ihn standen sie bei 6-13. Der 31-Jährige ist an beiden Enden des Feldes ein Superstar. Vorne punktet er nach Belieben, obwohl er nur zwei Dreier pro Partie nimmt und diese in 24,5% der Fälle trifft. Hinten holt er 2.1 Steals (Liga-Bestwert) und bringt den besten Perimeter-Spieler des Gegners regelmäßig zum Verzweifeln.

Julius Randle ist nicht umsonst der Favorit auf den Most-Improved-Player-Award. Die Entwicklung, die der Star der New York Knicks in den letzten Monaten vollzogen hat, sucht ihresgleichen. Randle legt nicht nur 24.1 Punkte, 10.2 Rebounds und 6.0 Assists auf und trifft überragende 41.1% seiner Dreier. Er verpasst in der gesamten Regular Season nur ein Spiel und absolvierte mit 2667 (37.6 pro Partie) die meisten Minuten der gesamten Liga. Randle ist einer der Hauptverantwortlichen dafür, dass Knicks-Fans nach Jahren der Irrelevanz endlich wieder Playoff-Basketball im Madison Square Garden bejubeln können.

Als zweiten Guard habe ich mich für Chris Paul entschieden. Was der Point God im Alter von 36 Jahren noch leistet, ist beeindruckend. CP3 ist an beiden Enden des Feldes der Anführer der Phoenix Suns und hat einen riesigen Anteil daran, dass diese überraschend das zweitbeste Team im Westen waren. Paul hat aus einer jungen, talentierten Truppe innerhalb weniger Monate ein ernstzunehmendes Playoff-Team gemacht – wie schon letzte Saison in Oklahoma City. 16.4 Punkte und 8.9 Assists pro Spiel sind an sich schon beeindruckend genug, diese Zahlen bilden jedoch nicht ausreichend ab, welche Bedeutung Paul für dieses Suns-Team hat.

Joel Embiid rundet mein Second Team ab. Der Kameruner hat in diesem Jahr endgültig den Schritt zum Superstar gemacht und bewiesen, dass er an einem guten Tag von keiner Defense zu stoppen ist. Hätte er nicht verletzungsbedingt 21 Spiele verpasst, wäre der MVP-Zweikampf zwischen ihm und Jokić vermutlich bis zum Ende spannend geblieben. 28.5 Punkte und 10.5 Rebounds pro Spiel – Embiid war die personifizierte Dominanz, wenn er auf dem Feld stand. Er ist der offensive und defensive Mittelpunkt der Philadelphia 76ers, die die Regular Season mit der besten Bilanz aller Ost-Teams beendeten. Der 27-Jährige scheint nun endlich eine passende Mannschaft um ihn herum zu haben, um einen Championship-Run ins Auge zu fassen.

Third Team: Bradley Beal (G), Paul George (G), LeBron James (F), Zion Williamson (F), Rudy Gobert (C)

Bei zwei Plätzen meines Third Teams musste ich nicht lange überlegen. Auch wenn LeBron James einen großen Teil der Saison verpasst hat, würde ich es einfach nicht übers Herz bringen, den King nicht in eines meiner All-NBA-Teams zu stecken. Vor seiner Verletzung war James ein heißer MVP-Anwärter und legte gewohnt fulminante Zahlen auf (25.0 Punkte, 7.7 Rebounds, 7.8 Assists).

Rudy Gobert war einmal mehr einer der besten Rebounder (13.5) und Korbbeschützer (2.7 Blocks) der Association, wird vermutlich zum dritten Mal zum Defensive Player of the Year gewählt werden und war ein entscheidendes Puzzleteil für die Utah Jazz, das Team mit der besten Bilanz der Liga.

Die verbliebenen drei Spots habe ich mit Bradley Beal, Paul George und Zion Williamson besetzt. Beal war hinter Curry der zweitbeste Scorer der Liga (31.3 Punkte) und sorgte monatelang quasi im Alleingang dafür, dass sich seine Washington Wizards noch Hoffnungen auf die Playoffs machen konnten. Paul George spielte an der Seite von Kawhi Leonard eine bärenstarke Saison, machte im Schnitt 23.3 Punkte und traf 41.1% seiner Dreier. Zion Williamson profitierte nach einem eher enttäuschenden Start in seine Sophomore-Saison davon, dass Pelicans-Coach Stan Van Gundy ihn in der zweiten Saisonhälfte als De-Facto-Point-Guard einsetzte und er in dieser Rolle jede Defense (buchstäblich) überrollte.

Honorable Mentions, die den Sprung in meine All-NBA-Teams knapp verpasst haben: Kyrie Irving, Zach LaVine, Trae Young, Jayson Tatum, Domantas Sabonis, Bam Adebayo

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