Long live the King

Ich muss mich bei LeBron James entschuldigen. Vor dem Beginn der NBA Finals bestand für mich kein Zweifel, wem ich die Daumen drücken würde. Ich wollte unbedingt, dass der King seinen vierten Ring holt. (Außerdem habe ich die Meisterschaft der Lakers schon vor der Saison prophezeit und meine Expertise natürlich gerne bestätigt gesehen, aber das ist eine andere Geschichte.) Doch während der Serie, die die Lakers letztendlich in sechs Spielen für sich entschieden haben, ertappte ich mich immer wieder dabei, wie ich mich mit den Heat freute und wegen ihnen haderte. Ich wollte noch immer, dass LeBron und die Lakers am Ende die goldene Larry O’Brien Trophäe abgreifen. Aber es fiel mir schon verdammt schwer, dieses Miami-Team nicht anzufeuern. Die Heat sind einfach eine geile Truppe: Jimmy Butler, Bam Adebayo, Tyler Herro, Duncan Robinson. Dieses Team hat mir und vielen anderen NBA-Fans in der Bubble von Orlando viel Freude bereitet. Am Ende waren die Lakers aber einfach zu stark. King James hat seinen Thron zurückerobert.

Michael Jordan sagte nach der Niederlage in Game 4 der Finals 1998: „They still gotta come through Chicago. Utah, Indiana, they still gotta come through Chicago.” Spätestens seit der vergangenen Nacht ist klar: If you want to win a championship, you still gotta go through LeBron James. Dass James 35 Jahre alt ist und gerade seine 17. NBA-Saison beendet hat, ist auf dem Parkett maximal eine Randnotiz. An der Seite von Anthony Davis hat der King seine vierte Meisterschaft gewonnen. Das entscheidende Game 6 war eine Demonstration der Stärke gegen überforderte Heat. You still gotta go through LeBron James.

Diesen Triumph kann man den Lakers gar nicht hoch genug anrechnen. In einer turbulenten Saison waren sie das Team, das am besten mit den äußeren Faktoren umgehen konnte. Der Wirbel um Daryl Morey und seinen Pro-Hong-Kong-Tweet, der Tod von Kobe Bryant, die Black-Lives-Matter-Bewegung in den USA und natürlich die Corona-Pandemie mit all ihren außergewöhnlichen Folgen – die NBA-Saison 2019/2020 war ein einziges Chaos. Die meisten Experten hatten die Clippers und Bucks als die größten Kontrahenten der Lakers im Kampf um den Titel ausgemacht. Beide Teams haben es nicht geschafft, die hohen Erwartungen zu erfüllen. Die Lakers schon – angeführt von einem überragenden LeBron James.

Der King wurde zum vierten Mal als Finals-MVP ausgezeichnet. In seinem ersten gemeinsamen Jahr mit Anthony Davis bildeten die beiden genau das Superstar-Duo, das sich Lakers-Fans erträumt hatten. Portland, Houston, Denver und schließlich Miami – kein Team in den Playoffs hatte eine Antwort auf die geballte Power von LeBron und AD. Aber nicht nur die beiden Ausnahmekönner haben geliefert, sondern auch ihre Mitstreiter. Coach Frank Vogel und die Rollenspieler haben langsam aber sicher (fast) alle Zweifel, die man zu Beginn der Saison guten Gewissens haben durfte, beseitigt. Ein Fragezeichen nach dem anderen wurde ausradiert, bis nur noch die Gewissheit blieb, dass die Lakers ein verdientes Championship-Team sind.

Die Los Angeles Lakers sind der rechtmäßige NBA-Champion der Saison 2019/2020, die aus unzähligen Gründen in die Geschichtsbücher eingehen wird. Und LeBron James ist und bleibt der rechtmäßige König der NBA. Falls es irgendjemand vergessen hatte, wurde er gestern Nacht daran erinnert: You still gotta go through LeBron James. Long live the King!

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