Ein wichtiger Schritt

Es kam durchaus überraschend. Nicht die Tatsache, dass die finanziellen Machenschaften des englischen Meisters Manchester City (vorsichtig formuliert) nicht so ganz koscher sind. Das dürfte für Fußballfans schon längst kein Geheimnis mehr sein. Aber dass die UEFA tatsächlich Nägel mit Köpfen macht – das haben die meisten dann doch nicht kommen sehen. City-Vorstandsmitglied Simon Pearce schrieb 2013 in einer E-Mail an einen Kollegen: „Wir können machen, was wir wollen.“ Jetzt ist klar: Nein, Simon. Könnt ihr nicht!

Stand jetzt wird Manchester City für zwei Jahre aus der Champions League ausgeschlossen. Außerdem müssen sie 30 Millionen Euro Strafe zahlen. Letzteres wird den hohen Herrschaften aus Abu Dhabi, die hinter dem Klub stehen, wohl nur ein müdes Lächeln entlocken. Der CL-Ausschluss hingegen ist eine Katastrophe. Diese Sanktion – sollte es denn tatsächlich dazu kommen – könnte gleichzeitig ein beeindruckender Fingerzeig der UEFA sein. Und ein Hoffnungsschimmer für Fußballfans, dass das so oft in den Raum geworfene Financial Fairplay auch wirklich mehr ist als nur heiße Luft.

Kurze Zusammenfassung: Die Financial-Fairplay-Regeln der UEFA sollen verhindern, dass Investoren uneingeschränkt Geld in ihre Vereine pumpen und sich so einen unfairen Vorteil verschaffen können. Manchester City – aber auch andere Klubs (Grüße nach Paris) – hat auf verschiedenen Wegen jahrelang gegen diese Vorschriften verstoßen. Ein Beispiel: Gelder aus einem Sponsorendeal mit der Fluglinie Etihad kamen anscheinend zu großen Teilen von der Herrscherfamilie der Vereinigten Arabischen Emirate. Dieser gehört sowohl Etihad als auch Manchester City. So ein Zufall! Der SPIEGEL hat das Fehlverhalten von City im Rahmen der Football-Leaks-Dokumente aufgedeckt – die UEFA ermittelte. Jetzt also das überraschend harte Durchgreifen.

Hinter der ganzen Geschichte stehen aber noch viele Fragezeichen. City hat Einspruch eingelegt und zieht nun vor das internationale Sportgericht CAS. In Manchester wittert man eine Verschwörung. Die CAS-Richter sollen feststellen, ob der Scheich-Klub tatsächlich gegen das Financial Fairplay verstoßen hat. Dass sie das tun werden, ist wahrscheinlich. Aber selbst dann hat City bereits angedroht, noch einen Schritt weiterzugehen. Dann soll nämlich vom Schweizer Bundesgericht (UEFA-Sitz: Nyon) bzw. sogar vom Europäischen Gerichtshof geprüft werden, ob diese Regularien überhaupt mit dem allgemeinen europäischen Recht in Einklang sind. Ein Novum in der noch relativen jungen Geschichte dieser Vorschriften. Aus der Sache könnte also ein weitreichender Grundsatzstreit werden.

Einer der mächtigsten und reichsten Vereine der Welt gegen den europäischen Fußballverband. Ein Präzedenzfall zum Thema Financial Fairplay. Natürlich schwingt dabei die Angst mit, dass die UEFA nach ihrem längst überfälligen Machtwort nun gewaltig vor den Kopf gestoßen wird. Was, wenn das komplette Regelwerk juristisch auseinandergenommen und neu aufgestellt werden muss?

Aber dennoch ist die Offensive gegen den englischen Meister ein Schritt in die richtige Richtung. Unter der Führung von Präsident Aleksander Ceferin scheint die UEFA endlich einen wesentlich konsequenteren Weg einzuschlagen, als das noch unter der Führung der Herren Platini und Infantino der Fall war. Und das könnte Manchester City und Co. (erneut Grüße nach Paris) den von vielen Fußballfans lang ersehnten Riegel vorschieben.

Die Strafe kommt überraschend und ist sehr hart. Ob tatsächlich Manchester City der Klub ist, der eine solche Bestrafung am meisten verdient, ist eine durchaus berechtigte Frage. Fest steht, dass sie nicht die einzigen Übeltäter sind. Und zumindest aus rein sportlicher Sicht wäre der Ausschluss von Pep Guardiola und seinem Team natürlich ein Verlust für die Champions League.

Für den europäischen Fußball und seine Anhänger ist der Fall aber ein Hoffnungsschimmer. Denn endlich könnte es einen der ganz großen Fische im UEFA-Teich erwischen. Der Verband beweist Mut – und lässt die Hoffnung aufkommen, dass es bald auch anderen Klubs an den Kragen geht. Die Financial-Fairplay-Richtlinien könnten endlich mehr sein als nur hypothetische Gedankenspiele. Und wir alle, die wir den Fußball lieben, könnten endlich sagen: Nein, Simon. Ihr könnt nicht mehr machen, was ihr wollt!

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