Andy Murray, Stanislas Wawrinka, Marin Cilic, Juan Martín del Potro, Gastón Gaudin, Marat Safin und Dominic Thiem. Das ist die Liste von Tennisspielern, die seit 2003 einen Grand Slam gewonnen haben – und nicht Roger Federer, Rafael Nadal oder Novak Djokovic heißen. Von 67 Grand Slams, die von 2004 bis heute stattfanden, war 56-mal einer der „Big Three“ der Sieger. Zählt man die Wochen zusammen, in denen einer der drei Ausnahmekönner an der Spitze der Tennis-Weltrangliste thronte, kommt man auf mehr als 15 Jahre. Der Tennissport hat schon einige dominante Spieler-Dynastien erlebt – Connors/Borg/McEnroe, Wilander/Lendl/Becker/Edberg, Courier/Sampras/Agassi. Doch eine Dominanz, wie sie die aktuelle Tennis-Dreifaltigkeit zur Schau stellt, gab es noch nie. Das Beeindruckendste an der „Big Three“-Ära: Ihr Ende ist nicht in Sicht. Federer ist inzwischen 39 Jahre alt, Nadal 34, Djokovic 33. Der Schweizer ist aktuell auf Rang 4 der Weltrangliste, der Spanier ist Zweiter, der Serbe Erster.
Ich bin kein Tennis-Experte, also versuche ich jetzt das einzig Sinnvolle für jemanden wie mich: Ich suche Parallelen zwischen Tennis und Fußball. Tatsächlich ist die Suche gar nicht so schwierig. Fangen wir mit Federer und Nadal an. Zwei Weltklasse-Spieler, die die Maßstäbe in ihrer Sportart neu definieren und über mehr als 15 Jahre hinweg die Konkurrenz in Grund und Boden spielen. Ein elegantes Genie, das mit Ball und Schläger Dinge anstellen kann, die Zuschauer ins Staunen versetzen. Und eine Naturgewalt, deren Spiel auf purer Power beruht. Erinnert euch das an jemanden? Federer und Nadal sind der Messi und der Ronaldo des Tennis.
Ein fußballerisches Pendant für Djokovic zu finden, ist nicht ganz so einfach. In der Welt des Fußballs gibt es nun mal nur zwei Spieler, die seit einer gefühlten Ewigkeit an der Spitze stehen, nicht drei. Aber spricht man nur von der aktuellen Weltspitze, drängt sich schon ein Vergleich auf. Djokovic ist ein extrovertierter Allrounder, der abseits des Tennisplatzes ebenfalls für Schlagzeilen sorgt und bei weitem nicht so beliebt ist, wie Federer und Nadal. Das hört sich für mich sehr nach Neymar an. Auch der Brasilianer kann in Sachen Talent ohne Probleme mit den beiden lebenden Legenden mithalten, hat aber wesentlich größere Imageprobleme als Messi und CR7.
Auch wenn die Vergleiche der „Big Three“ mit Fußballstars natürlich hinken, lassen sie mich doch zu einer bestimmten Schlussfolgerung kommen. In meinem Messi-vs.-Ronaldo-Text „Die ewige Debatte“ war mein Fazit: „Stop the debate!“ Gleiches lässt sich auch über die Frage konstatieren, wer denn jetzt der beste Tennisspieler dieser Generation (und damit wohl aller Zeiten) ist. Auch wenn ich kein Tennis-Experte bin, genieße ich es jedes Mal aufs Neue, den großen Drei beim Tennisspielen zuzusehen. Wir sollten uns nicht auf Debatten einlassen, wer denn nun der Beste ist, sondern diese drei Ausnahmespieler und ihre irren Leistungen wertschätzen, solange wir das noch können.
Das US-Open-Finale zwischen Dominic Thiem und Alexander Zverev im September war das erste Grand-Slam-Finale ohne Beteiligung der „Big Three“ seit Wimbledon 2016. Solche Finale könnte es schon bald wieder geben. Auch wenn ein Ende der Federer/Nadal/Djokovic-Ära momentan noch nicht in Sicht ist – in allzu weiter Ferne kann es nicht sein. Lasst uns die Heldentaten von Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic genießen, solange wir es noch können.